Verleihung des Würth-Preises der Jeunesses Musicales Deutschland an Jörg Widmann
Der Komponist und Klarinettist aus München wurde am Dienstagabend im Carmen-Würth-Forum mit dem mit 15.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet. Die amüsante Laudatio hielt der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert.

"Eine Laudatio auf Jörg Widmann ist eigentlich unnötig", sagt Norbert Lammert, macht eine kurze Pause, um dann zu ergänzen: "Er wird als Klarinettist weltweit gefeiert, ist als Komponist international etabliert, wird oft als Dirigent angefragt und ist vielfach mit Preisen und Auszeichnungen geehrt worden. Es ist schwierig, den Lobreden noch etwas Originelles hinzuzufügen", so der CDU-Politiker und ehemaliger Präsident des Bundestages.
Seine Rede ist der Höhepunkt des Festakts am Dienstagabend im Carmen-Würth-Forum in Künzelsau, bei dem Widmann mit dem 31. Würth-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland ausgezeichnet wird.
Der Preisträger arbeitet mit namhaften Künstlern und Orchestern zusammen
Lammert, seit 2018 Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung und bekennender Musikliebhaber, versucht es dann doch, hebt das künstlerische Schaffen des gebürtigen Müncheners hervor, seine Vorbild- und Vermittlerfunktion, insbesondere für junge Musiker.
Widmann, Jahrgang 1973, absolvierte sein Klarinettenstudium an der Hochschule für Musik in München und an der Juilliard School of Music in New York. Nach dem Meisterklassendiplom 1997 in München folgten weitere Studien an der Musikhochschule Karlsruhe. Inzwischen ist er Gast bei Orchestern im In- und Ausland, arbeitete bereits mit Christoph von Dohnányi und Kent Nagano zusammen.
Bekannt ist er für seine Experimentierfreude beim Komponieren, für seine nimmermüde Suche nach dem Neuem im Alten. Er beschäftigt sich mit Möglichkeiten der Klangerzeugung, bedient sich in seinen Werken auch mal rasselnder Perkussionseffekte, baut dann wieder ein aufgeregtes Schnattern oder eine fast schon elektronisch klingende Idee ein.
Widmann verbindet Tradition und Innovation in seinen Werken

"Innovationen fallen nicht vom Himmel, sie müssen entdeckt, erarbeitet und durchgesetzt werden", sagt dann auch Lammert. Widmann sei ein Künstler, dem die unauflösliche Verbindung von Tradition und Innovation nicht nur bewusst sei, sondern der dieses Spannungsverhältnis zum Thema seiner Werke mache. Zentral im Schaffen Widmanns stehen seine Streichquartette, von denen an diesem Abend mit dem "Jagdquartett", gespielt von vier Streichern der Würth Philharmoniker, auch eines zur Aufführung kommt.
Den Auftakt hatte die verspielte und provokative Konzertouvertüre für Orchester "Con brio" unter der Leitung von Martin Panteleev gemacht. Auch als Klarinettist ist Jörg Widmann an diesem Abend mit seinem frühen und wiederum Grenzen austestenden frühen Solostück "Fantasie" zu hören.
Reinhold Würth lobt Widmann für seine Bescheidenheit als Mensch und Musiker, hängt mit Blick auf dessen Kompositionen aber augenzwinkernd die Frage an: "Kann es nicht ab und zu ein wenig harmonischer sein?" Würths Wunsch wird dann mit dem ersten Satz von Beethovens Sinfonie Nr. 7 erfüllt, bei dem Widmann als Dirigent der Würth Philharmoniker ein weiteres seiner Arbeitsfelder vorstellt.
Nach Übergabe des mit 15.000 Euro dotierten Preises beendet der 48-Jährige den Abend mit einem Satz von Gustav Mahler, der nach eigener Aussage auch sein Schaffen passend abbildet: "Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme."
Der Preis
Der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Weikersheim und wurde 1950 als Musikalische Jugend Deutschland in Bayreuth gegründet. Er setzt sich für die musikalische Förderung von jungen Menschen ein. Der Würth-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland wird seit 1991 an Künstler, Ensembles oder Projekte verliehen, die Werte und Zielsetzungen der JMD vorbildhaft verwirklichen.