Schauspieler Frank Lienert-Mondanelli geht in den Ruhestand
Nach 40 Jahren auf der Bühne und zwölf Jahren am Heilbronner Theater kehrt Frank Lienert-Mondanelli in seine thüringische Heimat Eisenach zurück. Im Gespräch blickt er auf prägende Rollen und seine Zeit in der DDR zurück.

"Für mich geht es jetzt nach Hause", sagt Frank Lienert-Mondanelli mit spürbarer Vorfreude. "Natürlich ist da eine Träne im Knopfloch. Ich bin zwar arbeitsmäßig in Heilbronn angekommen, aber mein Zuhause war immer in Eisenach," sagt der Schauspieler, der im Oktober in den Ruhestand gehen wird.
Nach mehr als 40 Jahren auf der Bühne und nach zwölf Jahren im Ensemble des Heilbronner Theaters. "Man entgeht jetzt der Kralle der Abhängigkeit", fasst es der 65-Jährige schmunzelnd zusammen. 2008 kommt Lienert-Mondanelli auf Bitte des im selben Jahr beginnenden Intendanten Axel Vornam nach Heilbronn. "Wichtig für mich war auch Schauspieldirektor Alejandro Quintana. Wir alle kennen uns seit DDR-Zeiten. Ich habe nicht geglaubt, dass Axel und ich zwölf Jahre hier sein werden."
Erste Erfahrungen sammelt er im Schultheater
Gleich in der ersten Spielzeit übernimmt er in Lessings "Nathan der Weise" die Hauptrolle, eine prägende Inszenierung. "Die Neugier und der Ehrgeiz am neuen Ort, das ist nicht zu toppen." Im Gedächtnis geblieben ist Lienert-Mondanelli dem Heilbronner Publikum über die Jahre auch mit seinen Rollen in "Don Quichotte", "Das Fest", Molières "Der Geizige" oder für die Soloabende "Der Zauberlehrling" und "Reineke Fuchs". Texte von Lessing, Schiller und Goethe, Heine, Uhland und Heiner Müller haben es ihm besonders angetan.

Geboren in Wolfen in Sachsen-Anhalt, wächst Lienert-Mondanelli in Bitterfeld und Leipzig auf. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt er mit Blick auf die ersten Erfahrungen im Schultheater. Seine Eltern, Lienert-Mondanellis Vater ist Bergmann, seine Mutter Schreibkraft, unterstützen ihn bei der Berufswahl. "Meine Mutter fand das immer schick. Wenn sie mich bestrafen wollte, durfte ich nicht zum Theater", erinnert sich der Schauspieler.
Nach seinem Studium an der heutigen Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (1976 bis 1979), bekommt Lienert-Mondanelli ein Engagement am Maxim-Gorki-Theater in Berlin, wechselt danach ans Deutsche Theater in Berlin, "den Olymp", wo er von 1982 bis 1992 mit bekannten DDR-Schauspielern wie Eberhard Esche, Kurt Böwe, Ulrich Mühe, Christian Grashof, Jutta Wachowiak und Dagmar Manzel auf der Bühne steht.
Schauspiel ist für Lienert-Mondanelli eine gute Therapie

"Für Theaterschaffende war die DDR eine rasante und emotionale Zeit. In Klassikern oder Gegenwartsdramatik führte man eine intensive Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Veränderungen im Land", sagt der 65-Jährige. "Zwischen den Zeilen gab es da natürlich jede Menge Andeutungen." Von 1987 bis 1992 unterrichtet Lienert-Mondanelli Schauspiel an der Ernst Busch, bis 2008 ist er anschließend vorrangig als Regisseur unterwegs.
"Schauspiel ist für mich eine gute Therapie. Es ist gut, um sich auszuleben", sagt Lienert-Mondanelli. Was er an seinem Beruf schätzt? "Die Abwechslung und die Veränderung. Die Proben, die Entdeckungsfahrt, sich in eine Figur rein zu finden". Klar positioniert er sich gegen Selbstdarstellung, das Grelle und Laute auf der Bühne. "Es wird oft gebrüllt ohne Sinn und Verstand. Ich gehe gerne pur auf die Bühne."
Nun also der Ruhestand. "Ich werde versuchen herauszufinden, was Langeweile ist", sagt Lienert-Mondanelli über seine Rückkehr ins thüringische Eisenach. Mehr Zeit wird er haben für seine Frau, für die Familie und das Enkelkind. Als Gast möchte er jedoch weiterhin in Inszenierungen auf der Bühne stehen, auch in Heilbronn, wie in der kommenden Spielzeit in "Endspiel".