Maestro Frantz und das liebe Geld
Der populäre Pianist und Dirigent wird an diesem Samstag 75 Jahre alt. Sein Friedens-Orchester ging in den Würth-Philharmonikern auf.

Carl Orffs "Carmina Burana" - sie steht wie eine Überschrift über dem Leben von Justus Frantz. Laut und pompös, leise klagend, frech, modern und doch salonfähig. Im Rahmen des von ihm gegründeten Schleswig-Holstein Musikfestivals wird die Carmina zu seinen Ehren aufgeführt. Am Pult: er selbst. An diesem Samstag vor 75 Jahren wurde der Maestro, dessen erfolgreiche Sendung "Achtung Klassik" dieses Musikgenre Millionen von Menschen näher gebracht hat, in Hohensalza im heutigen Polen geboren.
Frantz hat eine erstaunliche Karriere hingelegt, als Pianist spielte er bei den Berliner Philharmonikern unter Herbert Karajan, später als Dirigent - und schließlich als Gründer der Philharmonie der Nationen. Mit der großartigen Idee, dass Musik Menschen über alle Grenzen hinweg verbinden kann, öffnete ihm sogar die Türen zum Vollversammlungssaal der Vereinten Nationen in New York. Auch bei Johannes Paul II. gab das besondere Orchester einst ein Privatkonzert.
Immer wieder wirtschaftliche Probleme
Und nicht zuletzt wurde über dieses Projekt der Künzelsauer Mäzen Reinhold Würth auf ihn aufmerksam. Anders als sein Gönner versteht der Musikus allerdings nur wenig von Betriebswirtschaft. Die Folgen: In mehrere Pleiten war er schon verwickelt, seine legendäre Finca auf Gran Canaria hat Würth Frantz abgekauft, um ihm aus der Patsche zu helfen - eine Zeit lang wurde sie als als Unternehmen der Würth-Gruppe geführt. Wohnrecht genießt Frantz dort noch immer.
Vorläufiger Höhepunkt seiner finanziellen Eskapaden war ein Haftbefehl der Hamburger Staatsanwaltschaft. Inzwischen hat die neue Trägerfirma der Philharmonien der Nationen Insolvenz angemeldet - diese Woche wurde das Verfahren eröffnet. Wohl gerade noch rechtzeitig hatte er sich als Geschäftsführer abberufen und den Sitz weit weg von seiner Hamburger Privatadresse nach Thüringen verlegen lassen.
Viele seiner Musiker sind jetzt Würth-Philharmoniker
Damit ist die Geschichte aber nicht zu Ende: Viele seiner Instrumentalisten, einschließlich des Konzertmeisters Catalin Desaga, musizieren aber weiterhin zusammen - als Würth-Philharmoniker. Ihre Gründung vor gut zwei Jahren hat die Region nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass es Würth irgendwann zu bunt wurde, seinem Freund Frantz immer neue Löcher zu stopfen.
Das Tischtuch ist aber nicht zerschnitten. Der Maestro und seine Gattin Ksenia Dubrovskaya, die dieses Jahr 40 wird, treten weiterhin in Künzelsau auf - nur, dass das Orchester jetzt einen anderen Namen hat. Und eine geregelte wirtschaftliche Basis. Beim Neujahrskonzert ließen sich die beiden feiern. Anfang Februar ließ es Frantz krachen im Carmen-Würth-Forum: standesgemäß mit Carmina Burana.
Beste Verbindungen auch in die Politik
Reinhold Würth ist nicht der erste Prominente, den Frantz an seine Seite holte. Mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt nahm er einst eine Schallplatte auf, zusammen mit Schmidt und damaligen Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU) gründete er auch das Schleswig-Holstein-Festival. 1994 musste er dort nach Querelen um ein Millionen-Defizit als Intendant zurücktreten. Im Jahr darauf hob er die Philharmonie der Nationen aus der Taufe. Zu Frantz" 75. und einer weiteren "Carmina Burana" soll das Orchester doch noch einmal aufspielen.