Theaterintendant Axel Vornam wird 60
Der Intendant des Heilbronner Stadttheaters, Axel Vornam, wird heute 60 Jahre alt. Stimme.de blickt auf die Stationen seiner beruflichen Laufbahn.

Mit 18 packt ihn der Theatervirus, im Leipzig des Jahres 1974. Axel Vornam hat sich gerade frisch in eine junge Frau verknallt. Sie nimmt ihn mit zum Studententheater − eine schon damals als Brutstätte firmierende Off-Bühne namens Poetisches Theater, in dem Leute wie Christoph Hein ein- und ausgehen.
Die Liebe zu der Frau ist kurzlebig, die zum Theater bleibt und treibt den seit 2008 amtierenden Heilbronner Intendanten immer noch ordentlich um. Heute wird Axel Vornam 60 Jahre alt.
Er ist ein Wanderer zwischen Ost und West, West und Ost. Geboren wird er 1956 in Castrop-Rauxel. 1967 siedelt er mit seinen Eltern in die DDR über und wächst in Leipzig auf.
Nach einer Ausbildung zum Wirtschaftskaufmann stößt er zum Studententheater Leipzig und studiert von 1980 bis 1985 Schauspiel-Regie an der Hochschule Ernst Busch in Berlin. Für seine Diplom-Inszenierung "Mein armer Marat" an der Berliner Volksbühne erhält er den Kritikerpreis der Berliner Zeitungen. Von 1985 bis 1988 arbeitet Vornam als Regisseur am Meininger Theater, von 1988 bis 1995 als Schauspieldirektor am Theater Rudolstadt. Seinen "Macbeth" wählen 1994 die Thüringer Kritiker zur Inszenierung des Jahres.
Verschiedene Welten
Von 1995 bis 1998 leitet er das Schauspiel in Greifswald/Stralsund. Nach einer Phase als Freischaffender heuert Vornam 2001 als Chefregisseur am Landestheater Schleswig-Holstein an, wo er bis 2003 bleibt. "Ich war immer ein Fremder im anderen Land", sagt Vornam. Aus der Distanz betrachtet er das Kennenlernen der beiden verschiedenen Welten unbedingt als Vorteil, "denn ich habe mir in der Fremde den kritischen Blick sowohl auf die DDR als auch auf die Bundesrepublik bewahrt".
2003 wendet sich Vornam wieder nach Thüringen. Bis 2008 ist er Intendant und Geschäftsführer am Theater Rudolstadt und setzt dort erfolgreich ein in Deutschland einmaliges Konzept um: Mit den Sparten Schauspiel und Orchester sowie anderen Partnern bietet die vergleichsweise kleine Bühne das Spektrum eines Drei-Sparten-Hauses. Zuschauerzahlen und Einnahmen wachsen um ein Drittel.
Heute sieht er die Rudolstädter Jahre als "meine Lehrzeit als Intendant. Dort habe ich gelernt, wie man eine Stadt in den Spielplan reinnimmt". Seit September 2008 leitet Axel Vornamnun das Theater Heilbronn als Intendant. Mit Erfolg: Er hat die Zuschauerzahlen gesteigert, die finanzielle Situation des Hauses deutlich verbessert und auch künstlerisch Akzente gesetzt.
Akzente in Heilbronn
Die Etablierung der Boxx samt Gründung des Jungen Theaters sind hier zu nennen, das Festival "Tanz! Heilbronn" und die Wegbereitung für neue Ästhetiken. "Ein Stück wie ,Der Auftrag" von Heiner Müller wäre vor acht Jahren noch nicht möglich gewesen", ist er überzeugt. Entwicklung ist ein wichtiges Wort für Vornam: "Theater ist ein höchst innovativer Kunstraum. Stillstand ist tödlich." Das Haus entwickelt sich Hand in Hand mit der Kommune. Vornam will für die Stadt Theater machen, was er nur kann, wenn er sie zu verstehen versucht − vielleicht stimmt deshalb die Chemie zwischen Theater und Publikum.
Ein wichtiges Zukunftsprojekt verfolgt der verheiratete Vater zweier Kinder, der leiblichen Genüssen des Lebens nicht abgeneigt ist, in der Kooperation mit der Experimenta und dem Festival Science & Theatre. Denn Stillstand wäre tödlich.