Hüte und Haikus
Bettina Roth-Engelhardt stellt im Künstlerbund aus

"Hüte sollen schweben", sagt Bettina Roth-Engelhardt, und so hat die Künstlerin aus Lauffen die Exemplare ihrer Hutmanufaktur auf leichte Plexiglasstangen gesetzt. Zusammen mit Stickbildern aus dem Zyklus der Kreismetamorphosen ist ihre textile Kunst jetzt in der Kunstetage K55 ausgestellt.
Ein stabiles Innenfutter aus Flies bildet das Fundament der Hüte, dieRoth-Engelhardt aus zwei miteinander verschlungenen und in einer variierenden Schleife auslaufenden Herrenkrawatten näht. "Die Krawatte als männliches Machtsymbol", erläutert die Textilkünstlerin ihre Hutkreationen, "wird verwandelt in ein Symbol des Weiblichen." Mit den runden Formen und den schlangenartig verlaufenden Mustern strahlen die Hüte tatsächliches etwas Frauliches aus. Das Rund verbindet die Hutformen mit den gestickten Kreismotiven ihrer Bilder, die in der Ausstellung an frei stehenden, prismen- und quaderförmigen Wänden angebracht sind.
Yantra und Davidstern So können die weiß übermalten, mit ihrem Relief und den zarten Farben durchscheinenden Stickmotive ihre meditative Aura entfalten. Beim Sticken der Bilder greift Roth-Engelhardt auf Kreisornamente der Kunstgeschichte zurück, angefangen vom jüdischen Davidstern über die christliche Fensterrose bis zum hinduistischen Yantra. Dabei geht es ihr um die Strukturen der Kreise, die in den unterschiedlichen Kulturen übereinstimmen.
Laut und bunt sind im Unterschied zur "inwändigen Stille", wie die ausgebildete Kunsttherapeutin den Ausdruck ihrer Stickbilder nennt, die genähten Hüte. Auf Hunderte von Krawattenspenden kann sie zurückgreifen, um die verschiedenen Muster aufeinander abzustimmen. Besonders stolz ist sie auf eine Picassokrawatte aus dem Shop des Museum of Modern Art New York, die ein pensionierter Amtsrichter aus Stuttgart spendete. Doch auch andere Honoratioren wie der Bürgermeister von Lauffen erwiesen sich als spendabel, seine Ehefrau Christiane Waldenberger hat dann auch noch Haikus zu 18 ausgestellten Hüten gedichtet.
Eine Krönung ihrer Stickkunst sieht Bettina Roth-Engelhardt in dem nach jahrelanger Arbeit zur Ausstellung fertig gestellten Bild des Zerfalls eines Higgs-Teilchens, das in die Welt der Physik entführt und mit der Darstellung hochenergetischer Bewegung überrascht.
Ausstellungsdauer
Bis 1. Mai, Dienstag und Donnerstag 15 bis 18 Uhr, Sonntag 14 bis 18 Uhr.