Heinz Kreidl ab 2009 Burgfestspiel-Intendant
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Die Burgfestspiele suchen den Neuanfang. Ab der Spielzeit 2009 wird Heinz Kreidl Intendant und soll mit einem zeitgemäßen Konzept die sinkenden Besucherzahlen stoppen.

So viel Offenheit war selten: „Im Moment ist Jagsthausen kein Geheimtipp unter Schauspielern“, bekennt Kreidl unumwunden beim Pressefrühstück. Und so ruhen Hoffnung und Verantwortung auf den Schultern des gebürtigen Tirolers, der seit 1976 in Deutschland als Regisseur an verschiedenen Häusern arbeitet. Seit 1980 lebt Kreidl in Frankfurt. Damals hört er zum ersten Mal von den Burgfestspielen, doch hat es bis zum vergangenen Sommer gedauert, dann aber kam Heinz Kreidl gleich als Regisseur nach Jagsthausen, um, wie Alexandra Freifrau von Berlichingen es nennt, „unserem alten Götz ein neues Gesicht zu geben. Was nicht einfach war.“
Der Hoffnungsträger Künftig erwartet die Geschäftsleitung der Burgfestspiele mit Baronin, Jagsthausens Bürgermeister Roland Halter sowie Jürgen Bircks noch einiges mehr von dem Neuen. Der Zuschauerschwund der vergangenen Jahren um zehn Prozent muss gestoppt werden. Am Gesamtbudget von 1,9 Millionen Euro wird sich nichts ändern. Im Gegenteil, „wir gehen ganz sicher nicht nach oben“, so Halter. Doch erst muss die Spielzeit 2008 bestritten werden, die am 1. Juni mit dem Kinderstück „Schneewittchen“ beginnt und bis 24. August dauert - zumal die Absage Walter Plathes ein herber Schlag ist. Als Dorfrichter Adam in Kleists „Der zerbrochene Krug“ sollte Plathe Zugpferd sein, der Vertrag war unterschrieben, nun zieht der Schauspieler ein Engagement in Worms vor sowie eine Fernsehproduktion.
Neben der Wiederaufnahme des Traditionsstücks „Götz von Berlichingen“, der Komödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ sowie des Musicalerfolgs „Piaf“ stehen mit Kleists „Der zerbrochene Krug“ sowie dem Kult-Musical „Der kleine Horrorladen“ Neuinszenierungen an. Doch liegt gerade der „Horrorladen“ den Veranstaltern im Magen und mit 27 Prozent verkauften Karten weit hinter den Erwartungen. Insgesamt läuft der Vorverkauf schleppend, 37 Prozent des Gesamtkontingents sind verkauft, das sind rund 27 000 Karten. Die 59. Spielzeit „ist für uns sein oder nicht sein“, nennt Freifrau von Berlichingen die Dinge beim Namen. Die Konkurrenz auf dem Markt der sommerlichen Festivals, das Wetter, das sich wandelnde Freizeitverhalten, schließlich die wirtschaftliche Situation sind ein „Problem für alle Kulturschaffende“.
Wenngleich Kreidl erst nächstes Jahr antritt und die Baronin „nicht vorgreifen möchte“ - Ende August wird Jan Aust, Burgfestspiel-Intendant seit 2000, „gebührend“ verabschiedet - nutzt der Hoffnungsträger die Gelegenheit, seine Idee von zeitgemäßen Freilichtspielen kundzutun. Konzentration auf das Unverwechselbare, weg vom Stadttheater-Repertoire und dem erstarrten Bühnen-Naturalismus hin zu einem Spielplan, der den Burghof als Naturkulisse ernst nimmt.
„Es braucht kein Pappmaché, im Gegenteil. Und auch nicht zwingend jeden Sommer ein Musical“, empfiehlt sich Kreidl als Mann für einen ästhetischen Neuanfang. Vielmehr mag er sich ein Schauspielermusical wie die „Dreigroschenoper“ vorstellen. Oder Kleists Ritterspiel „Das Käthchen von Heilbronn.“ Das müsste allerdings vor 2010 über die Bühne gehen. Dann nämlich plant Heilbronn seine eigenen Käthchen-Festspiele.
Zur Person: Heinz Kreidl
1945 in Kufstein geboren, studiert Kreidl einige Semester Germanistik und Musikwissenschaft, bevor er eine Schauspielausbildung antritt. Regieassistenz an der Wiener Burg, seit 1976 lebt und arbeitet Kreidl in Deutschland, inszeniert unter anderem in Karlsruhe, Wuppertal, Nürnberg, Heidelberg, Frankfurt, Mannheim und Kassel, für die Documenta, den Steirischen Herbst, wendet sich der Oper zu. Von 2000 bis 2004 ist Kreidl Schauspielchef am Staatstheater Darmstadt
Zur Person: Heinz Kreidl
1945 in Kufstein geboren, studiert Kreidl einige Semester Germanistik und Musikwissenschaft, bevor er eine Schauspielausbildung antritt. Regieassistenz an der Wiener Burg, seit 1976 lebt und arbeitet Kreidl in Deutschland, inszeniert unter anderem in Karlsruhe, Wuppertal, Nürnberg, Heidelberg, Frankfurt, Mannheim und Kassel, für die Documenta, den Steirischen Herbst, wendet sich der Oper zu. Von 2000 bis 2004 ist Kreidl Schauspielchef am Staatstheater Darmstadt