Eine Art Verwandtschaft der Seelen
Lauffen - „So kam ich unter die Deutschen. Ich forderte nicht viel und war gefasst, noch weniger zu finden“: Martin Feifel liest Hölderlin. Er liest mit Verve, und das Publikum im Museum am Klosterhof duckt sich, falls er mit dem Stuhl werfen sollte. Das hat er schon einmal getan, als er diesen Text für die Rolle des Hölderlin in „Der Feuerreiter“ vorsprach.

Lauffen - „So kam ich unter die Deutschen. Ich forderte nicht viel und war gefasst, noch weniger zu finden“: Martin Feifel liest Hölderlin. Er liest mit Verve, und das Publikum im Museum am Klosterhof duckt sich, falls er mit dem Stuhl werfen sollte. Das hat er schon einmal getan, als er diesen Text für die Rolle des Hölderlin in „Der Feuerreiter“ vorsprach. Er sei verletzt gewesen, so Feifel, wollte jedoch nicht auf Krücken erscheinen.
Er habe sich an seinem Stuhl festgehalten, bis er ihn nahm und in Richtung der Regisseurin Nina Grosse warf, knapp an ihr vorbei. Die verließ den Raum. „Ich habe meinen Hauptdarsteller.“
Politischer Poet
„Die Liebe weiß nichts vom Tod, Madame“: Sequenzen des Filmes werden eingeblendet. Martin Feifel spielt hier, mit Ulrich Mühe und Nina Hoss, die Geschichte der Liebe zwischen Hölderlin und Suzette Gontard, Modell der Diotima des Briefromans „Hyperion“. Der politische, protestierende, kompromisslose Poet wird im „Feuerreiter“ herausgearbeitet. Der berückend schöne Mann, der er gewesen sein muss, mit starker physischer Präsenz. „Er hat so etwas Wildes, Leidenschaftliches, Unbeherrschtes“, sagt Martin Feifel.
„Er wird alles verlieren“, berichtet der Film-Hölderlin seinem Freund Sinclair über Hyperion. „Seine Freunde, seinen Glauben, seine Familie, seine göttliche Frau.“ Das Schicksal der Romanfigur ist mit dem ihres Schöpfers eng verwoben. Verwoben auch die Beziehung zwischen Hölderlin und Feifel.
Fast das Leben
„Es gibt da so etwas wie eine Seelenverwandtschaft“, bekennt der Schauspieler im Gespräch mit Eva Ehrenfeld, der Hölderlin-Beauftragten Lauffens. „Der Film hat mich fast das Leben gekostet.“ So intensiv habe er sich in seine Rolle hinein gelebt, dass es Monate brauchte, „um wieder rauszukommen“. Ist er tatsächlich wieder draußen? So fasziniert wie beklommen verfolgt das Publikum Feifels Lesung. Verschwommen die Grenzen, wo Feifel Feifel spielt, und wo er Feifel ist, wo Feifel Hölderlin spielt, und wo er Hölderlin ist.
„Ein jeder treibt das Seine“, schreibt Hyperion an Bellarmin.