Die lauteste Band der Welt
Manowar liefert viel grandiosen Heavy Metal, aber auch ein bisschen Langeweile

STUTTGART - Die Geste hat Kult-Charakter: Joey DeMaio und Eric Adams umschließen mit der linken Hand das Handgelenk der rechten, die sie dann mit geballter Faust über den Kopf recken. Die 12 000 Heavy-Metal-Fans in der Stuttgarter Schleyerhalle tun es den Frontmännern von Manowar nach. „Sign of the Hammer“ heißt der markante Gruß. Eine Geste, die vereint. Eine Geste, die zum Pathos der selbst ernannten Könige des Metal passt. Eine Geste, die zum Markenzeichen der 1980 gegründeten Gruppe geworden ist.
Beim letzten Auftritt ihrer „Demons, Dragons and Warriors“-Tour in Deutschland präsentieren die vier in Leder gehüllten US-Amerikaner das, was sie am besten können: kraftvollen, ohrenbetäubenden und doch melodischen Heavy Metal. Die Warnung des Veranstalters, dass das Konzert zu Hörschäden führen könne, ist nur zu berechtigt. Schließlich steht Manowar nicht ohne Grund als die lauteste Band der Welt im Guiness-Buch der Rekorde.
Facettenreich Die Stimme des etwas in die Jahre gekommenen Sängers Eric Adams ist noch immer so facettenreich wie in der Anfangszeit. Wenn er „Holy War“, „Kings of Metal“ und „Black Wind Fire and Steel“ aus den 80er Jahren durch die Halle schmettert, sind sogar die Manowar-Jünger nicht mehr zu halten, die ganz hinten stehen. Schon nach den ersten Stücken ist die Fan-Gemeinde für das lange Warten entschädigt - 2006 war das Konzert zweimal verschoben worden, weil sich Gitarrist Karl Logan vor dem geplanten Tourbeginn beim Motorradfahren den Arm gebrochen hatte.
Für einen Mann aus dem Publikum wird das Konzert zum unvergesslichen Erlebnis, als ihn Bassist DeMaio auf die Bühne holt und ihn nach einem Gitarren-Contest und einer Dose Bier bei „The Gods Made Heavy Metal“ mitspielen lässt. Um dem Ganzen mehr Pep zu geben, hat sich DeMaio vier junge Frauen ausgeguckt, die ebenfalls auf die schlichte Bühne dürfen. In derbem Englisch und mit eindeutigen Gesten lässt der Kopf der Band keinen Zweifel daran, was er am liebsten mit ihnen anstellen würde.
Vielleicht wäre es besser gewesen, das Konzert nach den 100 grandiosen Minuten des ersten Teils zu beenden. Denn der zweite Teil, bei dem die Werke aus dem neuen Album „Gods of War“ gespielt werden, ist ein recht ödes Schauspiel. Zwar wirkt die Kulisse jetzt mit einem Wikingerschiff, den mit Schild, Schwert und Helm bewaffneten Darstellern sowie den Pyroeffekten imposanter. Ein richtiges Metal-Konzert findet in den letzten 35 Minuten aber nicht mehr statt. Dafür trägt Adams in blassen Einlagen die Geschichte des Kriegsgotts Odin aus der nordischen Mythologie vor.
Walhalla Untermalt werden die epischen Elemente auf der Leinwand mit Filmszenen und einem Live-Schwertkampf zwischen Odins Söhnen und deren Widersacher. Selbst ein mit viel Feuer inszeniertes Begräbnis eines Helden kann die Stimmung nicht mehr retten. Einige Fans gehen vorzeitig, ein paar wenige pfeifen sogar. „Wir sehen uns in Walhalla“, brüllt DeMaio zum Abschied ins Publikum. Lieber nicht.