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Das Geheimnis der Sammlung Just

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Auktionshaus Fischer versteigert eine lange verschollene Glaskollektion

Von Andreas Sommer
Das billigste Zwischengoldglas aus der Sammlung Just kostet 800 Euro, das teuerste, dieser Becher mit Fürnberg-Porträt von Johann Joseph Mildner, Gutenbrunn (1791) ist mit 20 000 Euro taxiert. Im Hintergrund Jürgen Fischer.
          Foto: Ulrike Kugler
Das billigste Zwischengoldglas aus der Sammlung Just kostet 800 Euro, das teuerste, dieser Becher mit Fürnberg-Porträt von Johann Joseph Mildner, Gutenbrunn (1791) ist mit 20 000 Euro taxiert. Im Hintergrund Jürgen Fischer. Foto: Ulrike Kugler

Dichtung und Wahrheit umranken die geheimnisumwitterte, lange verschollene Sammlung wertvoller Zwischengoldgläser von Rudolf Just. Beginnen wir mit der Dichtung, die auch viel Wahrheit enthält. 1967 lernt der britische Weltenbummler, Schriftsteller und Sammler Bruce Chatwin (1940-1989) den Prager Porzellan- und Glassammler Rudolf Just (1895-1972) kennen. Inspiriert von Justs Leidenschaft schreibt Chatwin seinen 1988 veröffentlichten Roman „Utz“ über den fiktiven Sammler Baron Kaspar von Utz.

Dieser Utz leidet unter einer „Porzellankrankheit“, die er nur durch das Betrachten von wertvollem Meissner Porzellan lindern kann. So entsteht die wertvolle Kollektion, die im Buch in den Zeitläuften verloren geht und verschollen bleibt.

„Utz“ hieß auch ein 1992 gedrehter Film von George Sluizer, in dem Armin Mueller-Stahl die Titelrolle spielt. Beim Versuch, die wertvolle Porzellansammlung erst vor dem Zugriff der Nazis und dann vor dem der Kommunisten zu schützen, muss Justs Haushälterin die Sammlung zerdeppern. Wohlgemerkt, im Film.

Die Wahrheit, wie sie der Heilbronner Auktionator Jürgen Fischer erzählt, sieht ein bisschen anders aus. Er muss es wissen, denn in seinem auf Glas spezialisierten Auktionshaus im Trappenseeschlösschen wird die auf 322 000 Euro geschätzte Sammlung Just an diesem Samstag versteigert.

„Justs Haushälterin Ludmilla Ottomanska hat sich mit der Sammlung nach Bratislava verdünnisiert“, erzählt Fischer. Spürnasen von Sotheby‘s wurden fündig und versteigerten 2001 einen Teil der Porzellan-Sammlung. In Bratislava lebte die Familie eingeschüchtert in einem Plattenbau, nachdem einer der Söhne der Haushälterin während eines Verkaufsdeals in Prag ermordet worden war. 80 Prozent der 58 Zwischengoldgläser, die jetzt unter den Hammer kommen, haben Just gehört, sagt Fischer, der seit 2000 Kontakt zu Justs Erben hat.

900 Lose versteigert der 65-jährige Fischer am Samstag. Die 58 wertvollen Zwischengoldgläser sind da vergleichweise ein Klacks: „Das dauert höchstens eine halbe Stunde.“

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