Roland Riebeling, 1978 in Essen geboren, Zivildienst nach dem Abitur, spielte schon in der Theatergruppe der Schule. Studium an der Schauspielschule Bochum, Engagements unter anderem am Schauspielhaus Bochum, an der Stadsschouwburg Amsterdam, der Volksbühne Berlin und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Neben zahlreichen TV-Produktionen ist Riebeling seit 2018 als Norbert Jütte im Kölner „Tatort“ zu sehen. Mit zwei Söhnen und Ehemann lebt er in Bochum.
Warum klappern beim Schauspiel zum Geschäft gehört
„Tatort“-Schauspieler Roland Riebeling inszeniert am Heilbronner Theater und berichtet beim „Stimme“-Live-Talk „Ohne Ausrede“ über das Theater, den Ruhrpott und das Leben an sich. Und warum er ein großes Sicherheitsbedürfnis hat.

„Ich als Roland Riebeling bin nicht so entspannt wie Jütte. Ich muss mehrere Dinge gleichzeitig tun.“ Erst dann fühlt er sich wohl. Vielen dürfte Riebeling aus dem Kölner „Tatort“ ein Begriff sein. Als Kriminalassistent Norbert Jütte, der mit seiner Gelassenheit die Kommissare Ballauf und Schenk gehörig nerven kann. Der Schauspieler, bekannt aus zahlreichen Sendungen und Serien, kommt vom Theater und inszeniert auch selbst.
Heilbronn? Das schaut ja aus wie in Gelsenkirchen
Im Moment führt Roland Riebeling Regie in Heilbronn. Diesen Samstag hat die britische Komödie „Mord auf Schloss Haversham“ Premiere im Großen Haus, eine rasante Liebeserklärung ans Theater getreu der Devise: Auch wenn alles schiefgeht – The Show must go on. Beim Stimme-Live-Talk „Ohne Ausrede“ mit Chefredakteur Uwe Ralf Heer in der Skybar im Parkhotel wirkt der Workaholic Riebeling gelassen konzentriert. Später an diesem Abend folgt die Hauptprobe im Theater, tags darauf die Generalprobe. Seit sieben Wochen arbeitet Roland Riebeling am Stadttheater. Sein erster Eindruck von der Stadt? Das schaut ja aus wie in meiner Heimat, dachte der Ruhrpottler, als er ankommt. Rustikal wie in Gelsenkirchen und Wanne-Eickel. Aber dann sieht er ringsum die Weinberge und entdeckt den Unterschied.
Ein Schlachtfest für Schauspieler
Dass die Annahme, hier in Heilbronn gäbe es viele Quellen und noch mehr Fachwerk, ein Irrtum ist, hat er verkraftet. Über den Bühnenbildner Tom Musch, einen Freund, kam der Kontakt zustande. Intendant Axel Vornam hatte schon mehrfach „gebaggert“, nie hat es terminlich gepasst. Bis jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, zumal mit diesem Stück „Mord auf Schloss Haversham“. Ein „Schlachtfest für Schauspieler“, sagt Riebeling, der „The Play that goes wrong“ am Broadway gesehen hat. Was Theater für Riebeling bedeutet? „Theater ist Unmittelbarkeit und ein Hort der Menschlichkeit“, sagt er und erinnert mit Max Frisch an die menschliche Fähigkeit, zu lieben und das Bewusstsein, zu sterben. All das wird auch auf der Bühne verhandelt. Sicher ein Grund, warum Roland Riebeling, der Lehrer werden wollte für Latein und Religion oder am besten gleich Pfarrer, dann doch auf der Schauspielschule gelandet ist.
„Was mich überrascht hat“, kommt er zurück aufs Theater Heilbronn, „wie gut dieses Ensemble Komödie kann und wie geduldig es ist im Ausprobieren“. Wie angespannt ist der Regisseur vor der Premiere? „Sehr.“ Dabei ist die „schlimmste“, bei Technikern und Künstlern gleichsam gefürchtete „Ama“ vorbei und gut gelaufen – die alles mit allem genannte Bühnenhauptprobe. Wenn alle Gewerke, Beleuchter, Kostüme und Künstler zum ersten Mal zusammenkommen. Ist Drehen am Set dann die Erholung vom Theater? Oder umgekehrt? Für Roland Riebeling sind es zwei unterschiedliche Sportarten.
Auf dem Heilbronner Weihnachtsmarkt wird er sofort als Jütte erkannt
Wenn er eine Zeit lang die eine betreibt, fehlt ihm die andere. Beim Film, sagt er, müsse man vieles wegdenken während des Drehs, die ganze Technik. Beim Theater muss man alles aufnehmen und hineindenken. Und worauf darf sich das Publikum nun einstellen bei Riebelings Krimi-Komödien-Regie? „Es darf sich an den Albernheiten erfreuen, an denen wir viel gearbeitet haben.“ Nach der Premiere im Großen Haus dreht er den nächsten „Tatort“ zu Ende, hat danach zwei Wiederaufnahmen am Theater Duisburg. Wie erholt er sich, der sich selbst einmal als Duracell-Hasen bezeichnet hat? „In meinem Garten mit meiner Familie.“ Tatsächlich ist der Workaholic Riebeling in den vergangenen Jahren ruhiger geworden. Seiner Energie und Präsenz tut das keinen Abbruch. Auf dem Weihnachtsmarkt in Heilbronn wird er sofort als Jütte erkannt, kommt keine drei Meter weit. „Das ist schön. Klappern gehört zum Geschäft.“
„Ich bin ein Arbeiterkind“
Wie viel Sicherheit hat man als Schauspieler? „Die emotionale hat man nie, aber auch nicht die finanzielle.“ Obwohl er vielbeschäftigt ist, ist er froh über seine Professur für Schauspiel an der Hochschule Osnabrück. „Ich bin ein Arbeiterkind und habe ein großes Sicherheitsbedürfnis“, bekennt ein freimütiger Roland Riebeling. Und dass man überall beheimatet sein kann. Wenn das zwischenmenschliche Umfeld stimmt. Das hat er im Ruhrgebiet bei seiner Familie gefunden.

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