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Wahl in Heilbronn: Bekommt Württemberg einen Weinkönig?

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In Heilbronn wird heute Abend die neue Württemberger Weinhoheit gewählt. Erstmals überhaupt seit 1950 kandidiert ein Mann für das Amt. Aber auch vier Frauen greifen nach der Krone.


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Die Ahr, Rheinhessen und der Mittelrhein haben es vorgemacht. Dort gibt es seit diesem Herbst erstmals in Deutschland Weinkönige. Das Amt war bisher Frauen vorbehalten. Nun greift – am 28. November in der Heilbronner Harmonie – auch in Württemberg erstmals seit 1950 ein Mann nach der Krone: Moritz Ocker aus Ilsfeld. "Gleichberechtigung gilt für alle Geschlechter", sagte er auf Stimme-Anfrage. Im Übrigen habe er bisher in seinem Umfeld "nur positive Rückmeldungen bekommen".

Erstmals kandidiert ein Mann: Bekommt Württemberg einen Weinkönig?

Der 28-jährige Ocker befindet sich „in den Endzügen seines Lehramtsstudiums“ und hat zuvor Werkzeugmechaniker gelernt. Über Freunde sei er „von der Faszination Wein ergriffen“ worden und leite seit Jahren das Servicepersonal im Ilsfelder Weingut Golter, wo er auch Veranstaltungen verantwortlich betreue. Ocker sei gleichermaßen von Anbau und Sensorik fasziniert, weshalb er Württemberger Weine „gerne repräsentieren" und für mehr Wertschätzung werben möchte.


Zur Kandidatur angeregt worden sei er im Heilbronner Weindorf, so nach dem Motto: Was andere Regionen können, können wir auch, heißt es bei Familie Golter, in deren Reihen sich die einstige Weinkönigin von 2022/23 findet, Carolin Golter, geborene Häußer aus Winnenden.

 

Weinbauverband zum Amt der Württemberger Weinhoheit: "Nicht das Geschlecht soll im Mittelpunkt stehen."

Nachdem das Thema in anderen Gebieten aufgekommen sei, „haben wir uns in einer Arbeitsgruppe Gedanken gemacht, wie wir damit umgehen, wenn sich ein Mann bewirbt“, so Hermann Morast als Geschäftsführer des Weinbauverbandes auf Stimme-Anfrage. Dabei sei durchaus kontrovers diskutiert worden, „letztlich sind wir aber zum Konsens gekommen, männliche Bewerber zuzulassen, ohne dies aber öffentlich groß so zu bewerben“.

„Wir beugen uns damit nicht dem Zeitgeist, sondern sehen uns in der Verantwortung, dieses traditionelle Amt in die Moderne zu überführen.“ Bei der Wahl durch die 30-köpfige Jury sollte allerdings „nicht das Geschlecht im Mittelpunkt stehen, sondern Fachkompetenz, Persönlichkeit und Qualität der Bewerbung“.

Falls Mann Württemberger Weinhoheit wird: Rebenregentschaft mit Amtskette statt Krone

Ebenso sieht es Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI), das die Wahl der Deutschen Weinkönigin ausrichtet. In der erst 2023 erweiterten Ausschreibung des DWI heiße es „w/m/d“, also neben weiblichen sind inzwischen männliche und diverse Bewerberinnen und Bewerber willkommen. „In Zeiten der Gender-Neutralität gibt es keinen Grund jemanden auszuschließen“, meint Büscher. Die Titelfrage sei noch in der Diskussion. Auch die Insignien müssten noch geklärt werden. Eine Krone wäre zu mächtig, wobei das bisherige Krönchen nur ein Diadem sei. Möglich wäre eine Art Amtskette, „das ist auch ein Hingucker“.

Ein männlicher Württemberger Regent dürfte den Titel „Weinprinz oder Weinkönig“ tragen, erklärt Verbands-Vize Peter Albrecht. Anders als bei Frauen würde er keinen Kopfschmuck, sondern eine „an die Stilistik der aktuellen Kronen angelehnte Amtskette tragen“. Gleichzeitig betont Albrecht: „Alle fünf Kandidaten wären ideale Repräsentanten für Württembergs Wein sowie seine Winzer und Winzerinnen.“

Wer wird Württemberger Weinhoheit? Neben Moritz Ocker gehen nach Verbandsangaben vier Damen ins Rennen

  • Janina Hötzer (25) aus Ilsfeld hilft von Kindesbeinen an bei der Lese mit und seit zehn Jahren in einer Weinstube aus. Die Kauffrau für Büromanagement liebt es, Wein auch bei Proben vor allem der jüngeren Generation näher zu bringen.
  • Ines Pfeiffer (29) aus Korntal-Münchingen ist verantwortlich für Social Media und Online-Marketing der „Echt Württemberger Weinmacher“. Ihre Leidenschaft für Wein wurde in der Familie geweckt und wuchs durch die Begegnung mit Winzern. Für die anerkannte Beraterin für Deutschen Wein sei „Wein einfach einmalig“ und die Rolle als Weinhoheit mehr als ein symbolisches Amt.
  • Lisa Schmid (22) aus Besigheim trug als Wengerterstochter schon mit sechs Jahren ihre Kinder-Butte und besaß ihre erste Rebschere. Die Industrieelektrikerin verbringt viel Freizeit in Steillagen und möchte als Weinkönigin vor allem jungen Menschen die Besonderheiten und Kultur Württembergs näherbringen.
  • Kim Weißflog (20) aus Lauffen begann nach dem Abitur ein Studium der Bildungswissenschaften. Durch ihren Lebensgefährten und die Arbeit in seinem Familienweingut habe sie die Liebe zum Wein entwickelt und möchte sie als Weinkönigin „gerne weitertragen“.

Öffentliche Wahlveranstaltung am 28. November in Heilbronn

Die 59. Württemberger Weinhoheit wird am 28. November in der Heilbronner Harmonie gewählt, und zwar von einer Jury aus Weinwirtschaft, Politik, Medien und Tourismus, die bereits nachmittags tagt. Die Entscheidung wird nach einer Bühnenshow getroffen, die um 19.30 Uhr beginnt, moderiert von Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer. Es gibt auch Musik, Sekt, Wein und Vesper. Einlass 18 Uhr. Tickets: www.weinbauverband-wuerttemberg.de

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