Holzhackschnitzel statt Pellets
Nach vier Jahren steht Biomassezentrum vor der Realisierung

Wüstenrot - Es ist nicht das erste Mal, dass ein Spatenstich für ein Biomassekraftwerk im Gewerbegebiet Weihenbronn in den vergangenen vier Jahren anvisiert wird. Im Frühjahr 2012 scheint es nun so weit zu sein: Die Gemeinde hat einen neuen Betreiber und Investor gefunden, der offen ist für weitere Geldgeber, auch aus der Region. Nicht nur bei den Akteuren hat sich ein Wechsel ergeben, sondern auch bei der ausgewählten Biomasse. Statt Pellets entstehen Holzhackschnitzel. Auf zehn Millionen Euro bezifferte Vorstand Franz Bruckner von der Umweltschutz UBP AG aus Walldorf die Investition.
"Das Biomassezentrum passt ideal in unsere Konzeption Energieautonomes Wüstenrot 2020", freute sich Bürgermeister Heinz Nägele, dass die Realisierung nun offenbar ansteht und das erweiterte Gewerbegebiet Weihenbronn mit Leben erfüllt werde. Der Gemeinderat erteilte geschlossen dem Baugesuch das Einvernehmen. Etwa 15 Hektar Fläche werden benötigt, zehn Hektar gehören der Gemeinde.
Mögliche Partner "Wir haben immer gesagt, wir kämpfen darum", meinte Nägele auf Nachfrage der Heilbronner Stimme zum immer wieder auf der Kippe stehenden Projekt, auch wegen der ungünstigen Entwicklung der Pelletpreise. Nach wie vor sei er mit den Stadtwerken Schwäbisch Hall als möglichem Partner im Gespräch. Zudem sei es mittelfristig die Zielsetzung, dass die eigene Energiegesellschaft EMW sich in solchen Projekten engagiere.
"Biomasse aus der Region für die Region", stellte UBP-Vorstand Bruckner die Philosophie des Unternehmens vor, das sich in den Anfangsjahren nur mit Wasseraufbereitung und Abfallentsorgung beschäftigte. Bruckner wird künftiger Geschäftsführer von Proklima GmbH & Co Biomassezentrum Wüstenrot KG sein. Angeliefert würden in der Anlage Gras, Baum- und Strauchschnitt bis hin zu Holzhackschnitzeln. Dieses nasse Material wird zerkleinert, getrocknet und gesiebt, so dass Holzbrennstoffe entstehen − Hackschnitzel und Feinmaterial, so wie es Heizkraftwerke benötigen. Wärmelieferant fürs Trocknen ist das Biomasseheizkraftwerk.
70 000 Tonnen Material sollen pro Jahr angeliefert werden. Auf Nachfrage aus dem Gemeinderat erklärte Bruckner, dass etwa 70 Prozent aus einem Umkreis von 30 bis 40 Kilometer kommen sollen. Auch mit Forstämtern und "Hackern" habe man schon Kontakt aufgenommen, ergänzte der Bürgermeister.
Bedenken hinsichtlich einer möglichen Geruchsbelästigung zerstreute Bruckner, das Material gäre nicht, es werde getrocknet. Die Vertragsregelungen mit einem früheren interessierten Betreiber in Sachen Lärm seien hinfällig, antwortete Nägele auf eine Frage. Denn die künftige Anlage benötige keinen Horizontalzerkleinerer.
Nahwärme Biomasse als heimischer speicherbarer Rohstoff lasse sich sehr gut in Wärmenetze einspeisen, blickte Bruckner in die Zukunft. Schon kleine kompakte Netze etwa für eine Straße, seien denkbar. Als erste Möglichkeit böte sich ein Netz im Bereich des Rathauses an.