Weinsberger Tal
Lesezeichen setzen Merken

Hier Freude, dort Ernüchterung

Weinsberger Tal - Werkrealschule verliert gegenüber Gemeinschaftsschulen.

Von unserer Redakteurin Sabine Friedrich
  |    | 
Lesezeit  2 Min

Hier Freude, dort Ernüchterung
Die Michael-Beheim-Schule in Obersulm stellt ab Herbst auf die neue Schulform um mit Lerninhalten von Werk- und Realschule sowie Gymnasium. Foto: Archiv/Sawatzki

Weinsberger Tal - An der Michael-Beheim-Schule in Obersulm und der Georg-Kropp-Schule in Wüstenrot schwelgen die Rektoren in Superlativen nach den Anmeldungen für die Gemeinschaftsschulen. Das Nachsehen scheint die Stauferwerkrealschule in Weinsberg zu haben: Hier erreichen nach jetzigem Stand die Fünftklässler nicht einmal mehr die geforderte Klassenstärke. Haben die Realschulen potenzielle Schüler an die neue Schulform verloren? Nein, lautet die Antwort aus Weinsberg und Obersulm.

"Das ist ein Wort", kommentiert Eric Sohnle 41 Mädchen und Buben für die neue Schulart. Das sind doppelt so viele Anmeldungen als vor einem Jahr die 21 für die Werkrealschule. "Wir sind völlig begeistert", ergänzt der Rektor der Michael-Beheim-Schule. Das Gros der Mädchen und Buben kommt aus dem jetzt aufgehobenen Schulbezirk Obersulm/Löwenstein, knapp zehn sind aus benachbarten Kommunen und Weinsberg. Unter den künftigen Fünfern sind auch einige, die eine Realschule oder ein Gymnasium besuchen könnten, wie Sohnle weiß.

Ausgezahlt

"Die Steigerung ist phantastisch", freut sich Peter Wagner in Wüstenrot über 52 neue Gemeinschaftsschüler, nachdem es 2012/13 bei der Premiere 39 gewesen sind. "Die Arbeit dieses Jahres hat sich ausgezahlt", meint der Rektor der Georg-Kropp-Schule. Viele Eltern hätten bei der Anmeldung berichtet, dass sie nur Gutes von der Neuerung an seiner Einrichtung gehört hätten. Das Einzugsgebiet hat sich weiter vergrößert, reicht nun bis Dimbach und Unterheimbach, bis Eschenau, bis Großerlach und Mainhardter Teilorte.

"Wir brauchen dieses Einzugsgebiet", betont der Rektor angesichts geburtenschwächeren Jahrgängen, die folgen werden. Zwei starke Fünferklassen zeigen, dass die Gemeinschaftsschule Standortsicherung bedeutet. Auch in Wüstenrot werden Kinder mit Realschul- und Gymnasialempfehlung unterrichtet.

Rita Eichmann spürt keine Auswirkungen der beiden Gemeinschaftsschulen auf ihre Realschule in Weinsberg. Nach Jahren der Zweizügigkeit gibt es wie im Vorjahr ab Herbst drei fünfte Klassen mit 62 Mädchen und Buben. Immer mehr Erlenbacher kämen nach Weinsberg, beobachtet die Rektorin. Ihre Schulart sehen sie und ihr Obersulmer Kollege Herbert Scharli durch die neue Form nicht gefährdet. Beide weisen auf eine schon immer heterogene Schülerschaft hin. Auf die man didaktisch und methodisch reagiere, betont Scharli.

"Es wird sich erst in einigen Jahren zeigen, ob die Gemeinschaftsschule Konkurrenz ist", meint der Obersulmer Rektor. Ob sie alles stemmen könne, ergänzt Eichmann. "Die Idee als solche ist nicht verkehrt", sagt Scharli zur Neuerung. Dennoch ist er skeptisch. Er glaubt nicht, dass die Drittelung Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten erreicht wird. Damit die Philosophie aufgeht: Stärkere unterstützen Schwächere und profitierten selbst davon.

72 Anmeldungen für zwei Klassen liegen derzeit an der Realschule Obersulm vor, 15 weniger als vor einem Jahr. "Das ist eindeutig ein schwächerer Jahrgang", nennt Scharli den Grund.

Deutlich ist der Einbruch bei der Stauferwerkrealschule in Weinsberg: Nur 14 Anmeldeformulare sind bisher ausgefüllt. Ernst Mayer hofft, dass wie in der Vergangenheit bis zum Schuljahresbeginn noch einige Schüler dazukommen, so dass zumindest das Soll von 16 Köpfen in Klasse fünf erreicht wird. "Wenn alle Stricke reißen, müssen wir jahrgangsübergreifend unterrichten."

Rückgang

"Wir waren stark", verweist der Rektor auf die Vorjahreszahlen mit 35 Fünftklässlern. Deshalb liegt für ihn die Vermutung nahe, dass sich Eltern von der einzig verbliebenen Werkrealschule im Weinsberger Tal zugunsten der neuen Schulart abgewandt haben. Dabei sieht er die Akzeptanz der Werkrealschule gegeben mit aktuell 32 Zehntklässlern in zwei Klassen.

Die Stauferwerkrealschule wartet auf grünes Licht für den Ganztagsbetrieb. Dann sei der nächste Schritt zur Gemeinschaftsschule nicht mehr weit, so Mayer.

Hier Freude, dort Ernüchterung
Eine Neuerung an der Georg-Kropp-Schule in Wüstenrot ist das Logbuch, hier von Jessica. Darin hat sie die selbstgewählten Aufgaben für jede Woche notiert. Auch die Ergebnisse der Gespräche mit dem Lernbegleiter sind festgehalten. Foto: Archiv/Friedrich
Kommentar hinzufügen
  Nach oben