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Die blutige Spur hat exakt Alfred B.s Schuhgröße

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Raubmord-Prozess Siegelsbach: Gutachter ordnet den Sohlenabdruck vom Tatort seltenen Jagdstiefeln eindeutig zu

Von Franziska Feinäugle

Um das dreidimensionale Experiment des Wissenschaftlers nachvollziehen zu können, versetzen sich die Prozessbeteiligten gedanklich unter den beigebraunen Teppichboden im Besprechungsraum der Siegelsbacher Sparkassenfiliale und betrachten von unten die Stelle, auf der der Täter einen blutigen Sohlenabdruck hinterlassen hat. Jetzt schieben Sie sukzessive den fraglichen Schuh von oben in das Muster hinein , führt der Sachverständige vor, und Sie sehen: Die Spur wird mit dem Sohlenprofil exakt ausgefüllt.

Der grüne Gummistiefel in Schuhgröße 44, den der Gutachter für den Versuch benutzt und in den Großen Strafkammersaal mitgebracht hat, gehört zwar nicht dem angeklagten Siegelsbacher Bäckermeister. Der Angeklagte hat aber genau dasselbe Modell des seltenen französischen Jagdstiefels der Firma Le Chameau besessen. In Schuhgröße 44. Jagdstiefel dieser Marke wurden auf dem Anwesen von Alfred B. nicht gefunden , sagt ein Kriminaloberkommissar der Unterländer Kripo zwar aus.

Der 57-jährige Büchsenmachermeister und Waffenhändler aber, der in Heilbronn ein Fachgeschäft betreibt und ebenfalls als Zeuge geladen ist, hat dem Siegelsbacher Bäckermeister und Hobby-Jäger zwei Paar ,Le Chameau' mit wärmedämmendem Futter verkauft. Den Rechnungsbeleg vom 4. Februar 1997 hat er noch, auch die Größe, 44, ist dort vermerkt.

Bis im Jahr 2000 andere Modelle auf den Markt kamen, habe er 20 Paar solcher Schuhe verkauft, acht Paar in Größe 44, zwei davon an den Alfred . Er ist per Du mit dem Angeklagten, und er weiß, dass er den Chameau fast immer angehabt hat . Der Stiefel ist so selten, dass die Schuhspurendatenbank des baden-württembergischen Landeskriminalamts das Sohlenmuster bis jetzt nicht enthielt.

Einen Treffer meldete erst das Landeskriminalamt Niedersachsen: Dort sind 12 000 Schuhprofile gespeichert, seit dem Jahr 2002 auch das Chameau-Profil. Bis die Anfrage bezüglich des Siegelsbacher Abdrucks kam, wurden diesem Profil keine Muster zugeordnet , liest der Vorsitzende Richter aus einem Gutachten der Spurenexperten vor.

Entkräftet wird am Freitag im Prozess eine bislang für möglich gehaltene Erklärung, woher das viele Geld gestammt haben soll, das der hoch verschuldete Alfred B. teils auf seinem Grundstück versteckt, teils wenige Stunden nach dem Bankraub bei der Siegelsbacher Volksbank eingezahlt hatte.

Es sei nicht möglich , dass der Bäckermeister eine fünfstellige Summe aus der Ausschlachtung des Siegelsbacher Militärdepots erlöst habe, sagt als Zeuge ein 44-jähriger Hüffenhardter aus, ein guter Bekannter , der mindestens 15 Mal mit B. im Depot war. Der Prozess wird am 6. Dezember fortgesetzt.

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