Hoffnung für Geisterhaus
Heilbronn - Laut Denkmalliste verkörpert das Haus in der Heilbronner Charlottenstraße 2 „in exemplarischer Weise die späthistorische Architektur eines städtischen Hotels der Zeit um 1900“. Doch die 1898/99 gebaute Herberge, die nach dem Krieg als Soldaten- und später als Sex-Bar genutzt wurde, steht seit Jahren leer und verlottert. Jetzt zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab: Ein neuer Besitzer will Wohnungen einbauen.

Heilbronn - Salvatore und Justin haben sich in eine schattige Ecke am Rathenauplatz verkrochen. Dort rauchen die beiden 15-Jährigen eine Zigarette. Die offene Tür am Gebäude Charlottenstraße 2 macht die beiden neugierig. Handy-Taschenlämpchen weisen ihnen den Weg durch das „Geisterhaus“: überall Scherben, Kippen, Kot. „Ich habe da auch mal eine Spritze gesehen und einen Penner“, berichtet Justin und deutet auf ein muffiges Matratzenlager, „schon schlimm“.
Schandfleck
So sieht es auch Architekt Claus Kohout. Der Freund alter Häuser gibt zu bedenken, dass wir vor einem Kulturdenkmal stehen, das laut Denkmalliste „in exemplarischer Weise die späthistorische Architektur eines städtischen Hotels der Zeit um 1900“ verkörpert. Die 1898/99 gebaute Herberge, die nach dem Krieg als Soldaten- und später als Sex-Bar genutzt wurde, steht seit Jahren leer und verlottert. Nicht nur Agenda-21- Aktionist Kohout spricht von einem „Schandfleck für eine Stadt“, die mit historischer Bausubstanz nicht gerade gesegnet ist. Dass Kohout nicht nur klagt, hat er bei anderen Denkmälern bewiesen. Seiner Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass der Kaiser- Otto-Kontor am Südbahnhof und das Laubenganghaus in der Bahnhofsvorstadt nicht abgerissen wurden - obwohl sie die Stadtverwaltung schon aufgegeben hatte.
„Guten Willens“
Dass es „höchste Eisenbahn ist“, weiß keiner besser als Hennze. Wenn nicht vor dem Winter das Dach gesichert wird, sei zu befürchten, dass das Haus von der Liste der Kulturdenkmäler gestrichen werde. Der neue Besitzer müsse der „Gebäudesicherungspflicht“ nachkommen, sonst drohen Bußgelder. Hennze schätzt den Südländer aber als „Mann guten Willens ein“. Den jetzigen Zustand könnte man ihm nicht anlasten. „Der Vorbesitzer hat es verlottern lassen“, wohl weil er sich mit dem Kauf zu vieler Gebäude übernommen habe. So gehörten ihm auch die angrenzenden Gebäude an der Sontheimer Straße, wo Pläne für ein Altenheim längst begraben wurden.
Die Lokale Agenda 21 bedauert den Niedergang der exponierten Gründerzeit-Häuser am südlichen Eingangstor zu Innenstadt. Dabei stehe das Rathaus hier in besonderer Verantwortung. Schließlich habe die Stadt in dem ehemaligen Rotlichtbezirk gegenüber Knorr vor Jahren das Licht abgedreht: „ohne Not“, sagen selbst Anwohner.