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Stromfressern auf der Spur

Energiemanagement in städtischen Gebäuden macht sich auch im fünften Jahr bezahlt

Von Joachim Kinzinger
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Lesezeit  2 Min
Stromfressern auf der Spur
Auch die Heizungszentrale im Bildungszentrum Rossäcker in Weinsberg wird regelmäßig kontrolliert und optimal eingestellt.Foto: Archiv/Kugler

Weinsberg - Diese Zahlen sprechen für sich, dass die Geschichte ein Erfolg ist“, sagt Geschäftsführer Dr. Peter Kleinmann vom Institut für soziale Umweltforschung (Isuf). Die Zahlen stehen in großen Lettern auf der Leinwand im Weinsberger Ratssaal: Strom 12,6 Prozent, Wärme 23,6 Prozent, Wasser 34,7 Prozent. So viel hat Weinsberg in fünf Jahren im Vergleich zum Basisjahr 2001 eingespart. Und vor allem Geld: 386 753 Euro.

Mit einem gezielten Energiemanagement geht es in Weinsberg seit 2002 den Stromfressern an den Kragen. Heizungsventile sind gedrosselt, Schwachstellen ausgemerzt, Schaltuhren installiert, nicht mehr benötigte Aggregate still gelegt. Im Februar 2002 beauftragte der Gemeinderat die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH (KEA), die städtischen Liegenschaften genau unter die Lupe zu nehmen.

Kontrollen Der Energiebericht 2006 basiert auf den Rechnungsdaten von 38 Liegenschaften, also Schulen, Hallen, Rathaus oder das Freibad. Dabei arbeitet die KEA mit Isuf und dem Weinsberger Stadtbauamt zusammen. Eines ist für Kleinmann klar: „Wir können nicht jedes Jahr zehn bis 20 Prozent einsparen.“ Dennoch würden die Anlagen bei Begehungen und bei Kontrollen immer mehr optimiert. Auch im Jahr 2006. Bei monatlichen Begehungen fielen Isuf-Mitarbeiter Ralf Engelhardt wieder einige „kleinere Maßnahmen“ auf, die mit geringen oder gar keinen Investitionen verbunden waren. Zusätzliche Schaltuhren für Elektro-Kleinspeicher oder feststellbare Thermostat-Ventilköpfe.

Der größte Verbraucher bleibt bei Strom (383 000 Kilowattstunden) und Wärme (1,6 Millionen Kwh) das Bildungszentrum Rossäcker mit über 1700 Schülern, wie der Isuf-Manager mit einer Grafik verdeutlicht. Rote Balken zeigen den zurückgehenden Verbrauch an. Kleinmann: „Wir haben Energie eingespart.“ Nach dem Austausch der Strahler gegen Energiesparleuchten. Nach der Laufzeitoptimierung von Lüftungsanlagen. Dennoch klettert der graue Kostenbalken nach oben. Wärme: 133 533 Euro, Strom 54 769 Euro. Die Gründe: steigende Öl-, Gas- und Strompreise. Der Wasserverbrauch habe sich nach dem Einbau wasserloser Urinale im Schulzentrum auf 4528 Kubikmeter pro Jahr halbiert.

Sorgen bereitet ein Objekt, die Unterkunft für Obdachlose in der Stadtseestraße mit Energie-Gesamtkosten von rund 20 000 Euro. Laut Isuf sind die Stromkosten sehr deutlich gestiegen, nachdem die Heizung geregelt worden sei. Kleinmann vermutet: „Da werden Backöfen als Heizung eingesetzt.“ Außerdem sei der Wasserverbrauch sehr hoch. CDU-Stadtrat Professor Dr. Uwe Grobshäuser schlägt vor, den Leuten in solchen Wohnungen Chips für Dusche und Strom wie beispielsweise in Berlin zu geben.

Als Übungsleiter öffnet FWV-Rat Markus Hönnige in der Mühlrainturnhalle die Fenster, weil es zum Sport zu warm sei. Mit einer Langzeittemperaturmessung will Isuf im schlecht gedämmten Gebäude die „optimale Temperatur“ finden.

Michael Ostertag (FWV) erinnert an die jährlichen Honorarkosten, die 2006 bei 18 363 Euro lagen. Positiv sei, dass bisher der Ausstoß von rund 1330 Tonnen CO2 vermieden worden sei. Es entspricht den jährlichen Heizungs-Emissionen von 290 Einfamilienhäusern. Bei den Schulungen und Kontrollen dürfe die Energieagentur nicht nachlassen, so Rudolf Fox (CDU). Weinsberg befinde sich hier auf dem richtigen Weg.

Für Bürgermeister Stefan Thoma hat sich das Energiemanagement gelohnt: „Wir müssen es weiter betreiben.“ Die Erfolge seien evident. So sehen es auch die Stadträte.

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