Eine coole Schule
In der Leintalschule fallen die ersten Erfahrungen als neue Gemeinschaftsschule positiv aus.

Wer in der Leintalschule in Schwaigern in die Klasse G5a geht, muss sich erst einmal verabschieden. Verabschieden von Schule, wie man sie bisher gekannt hat. Montags und freitags gibt es vormittags zwei Stunden individuelles Lernen. Es gibt keine Anordnung von Stuhlreihen oder Bänken. Stattdessen eine Reihe im Klassenzimmer verteilte Tische, an denen ein oder zwei Kinder sitzen. Neben jedem Arbeitsplatz steht ein kleiner Rollschrank. In dem hat jeder Fünftklässler seine Ordner und andere Arbeitsmaterialien.
Die Kinder lernen Hauptfächer: Deutsch, Mathe, Englisch. Jeder wählt das Fach aus, das er an diesem Tag bearbeiten möchte. Dabei gibt es, je nach Fähigkeit, drei verschiedene Niveaustufen. "Der Schüler muss selbst entscheiden, welche Niveaustufe er macht", sagt Lehrer Ulrich Bürgy. Der Schüler schreibt das Thema anschließend in einem Satz zusammengefasst in sein Lerntagebuch, das Lehrerin Annerose Müller mit einem Smiley abzeichnet. Bürgy: "Die meisten Schüler orientieren sich an höheren Leistungsniveaus. Einige wählen zu schwierige Ebenen aus." Das wird nach Gesprächen jedoch wieder angepasst.
Zehn-Minuten-Takt
Während dieser Doppelstunde sitzt Ulrich Bürgy einen Raum weiter. Bürgy und Müller sind gemeinsam die Klassenlehrer für die 17 Kinder in der seit diesem Schuljahr angelaufenen Gemeinschaftsschule. Bürgy bittet im Zehn-Minuten-Takt ein Kind zu sich und bespricht mit ihm, wie die zurückliegende Woche aus Schülersicht verlaufen ist - wo es möglicherweise Probleme gibt. Und gibt dann Hilfestellungen. Lerncoaching nennt sich das Ganze.
Ein Schüler hat ihm gegenüber an diesem Morgen seine Schwierigkeiten beim Geschichtenschreiben erwähnt. "Wir haben nun vereinbart, ein Wörternetz anzulegen. Aus diesen einzelnen Wörtern schreibt er dann seine Geschichte", so Bürgy und ergänzt: "Diese Einzelgespräche sind ein wichtiges Element, das man bisher in der Schule noch nicht in dieser Ausführlichkeit hatte." Montags führt Bürgy Gespräche mit seiner achtköpfigen Teilgruppe. Am Freitag ist seine Kollegin mit den anderen neun Kindern an der Reihe.
Lernbüros
Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag finden die sogenannten Lernbüros statt. Drei Fachlehrer geben die Hauptfächer Deutsch, Mathe und Englisch in drei Klassenräumen. Dabei löst sich der Verbund der zwei Gemeinschaftsschulklassen auf. Die Kinder dürfen - bis zu einem bestimmten Grad - wählen, welches Fach sie wann besuchen wollen. Während die Hauptfächer also morgens stattfinden, kommen die restlichen Fächer danach an die Reihe, entweder vor oder nach der Mittagspause. Denn die Gemeinschaftsschule ist eine gebundene Ganztagsschule.
Der Unterricht geht von montags bis donnerstags bis 15.30 Uhr. Mittwochnachmittags gibt es eine Vielzahl an AGs, die von der Ganztagsbetreuung organisiert werden. In dieser Zeit haben die Lehrer Konferenzen. "Ich finde die Gemeinschaftsschule cool", sagt der elfjährige Frank, der vor allem Mathe und Englisch mag. "Wir bekommen keine Hausaufgaben auf." Chantal ist vom Lerncoaching ganz angetan.
Kommunikation funktioniert
Positiv überrascht sind die beiden Mütter Anja Schuster und Mandy Werhan. "Sobald Fragen oder Probleme auftauchen, bekomme ich ein Feedback. Die Kommunikation zwischen Lehrer, Kind und Eltern ist sehr harmonisch und unmittelbar", ist Mandy Werhan froh darüber, dass sie sich bei ihrem Sohn für die Gemeinschaftsschule entschieden hat. "Meine Tochter kommt mittags ziemlich entspannt nach Hause", ist auch Anja Schuster bisher sehr zufrieden mit der neuen Schulform und schiebt hinterher: "Das Familiäre, das die Grundschule bietet, das ist auch in der Gemeinschaftsschule noch da."
Und Ulrich Bürgy, der sich schon seit Jahren mit der Thematik Gemeinschaftsschule beschäftigt stellt fest: "Für mich wird ein Traum wahr. Jetzt kann ich den Schülern die Eigenverantwortung geben, die sie übernehmen können."



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