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Dorfprägendes Haus zu neuem Leben erweckt

Aus Adler, Turmhahn und Mörike-Stuben wurde jetzt das Glashaus

Von Waltraud Langer
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Lesezeit  1 Min
Dorfprägendes Haus zu neuem Leben erweckt
Glasdesignerin Juana Martinez passt einer Kundin ein Armband an − im Hintergrund der alte Kachelofen mit dem Turmhahn aus Keramik.Foto: Waltraud Langer

Neuenstadt - Verbrecher kehrt zum Tatort zurück − ich hab" hier den Ofen verbrochen", schrieb vor 40 Jahren eine Besucherin in das Gästebuch der ehemaligen Gastwirtschaft "Zum alten Turmhahn" in Cleversulzbach. Der massige Kachelofen mit Szenen aus dem Leben des Dichters Eduard Mörike stand zum Zeitpunkt des Eintrags in der Mörike-Stube der Wirtschaft. Seit April ziert der Ofen den Verkaufsraum vom "Glashaus", denn unter diesem Firmennamen betreibt die Glasmacherin Juana Martinez dort einen Einzelhandel mit Silberschmuck und Glaswaren.

Mit Ehemann Dario, Heilbronner mit portugiesischen Wurzeln, und dem 17 Monate alten Nuno wohnt die 32-jährige Mexikanerin in den Räumen darüber. Früher bewirtete das Cleversulzbacher Original Margarethe Seebold in dem Haus Gäste und zeigte Erinnerungsstücke an den Dichter Mörike, der neun Jahre Pfarrer im Neuenstädter Teilort war. Im vergangenen Jahr kaufte die Familie Martinez das Haus. Es ist frisch herausgeputzt. Die neuen Besitzer finden es spannend, ein Haus mit Vergangenheit zu bewohnen.

Das Gebäude wurde als "Adlerwirt" schon 1817 erwähnt. Nach der Zerstörung wurde 1911 auf den Grundmauern die Gastwirtschaft "Zum alten Turmhahn" erbaut. Es hatte bereits damals − auf dem Dorf eher selten − elektrische Beleuchtung und fließendes Wasser. 1918 kam die Mörike-Stube dazu. Die Wirtschaft wurde 1991 geschlossen. Als die Wirtin Margarethe Seebold 1994 starb, vermachte sie ihren gesamten Besitz einschließlich der Erinnerungsstücke aus der Mörike-Stube einem Heilbronner Kaufmann. Ein Teil dieses Nachlasses wurde von der Stadt Neuenstadt mit Unterstützung der Volksbank erworben und im gegenüberliegenden Mörike-Museum ausgestellt.

Lange stand das ehemalige Gasthaus leer und war zum Verkauf ausgeschrieben. Für das Ehepaar Martinez war es wie maßgeschneidert. "Mein Mann arbeitet bei Audi in Neckarsulm. Für das Geschäft ist die Durchgangsstraße ideal und dass es hier noch zwei Antiquitätenläden gibt, ist natürlich auch super", sagt Juana Martinez.

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